Um Obstbäume zu pflanzen sind wir 4 mal im Jahr nach Spanien geflogen

Wir hatten einen Traum. Im Süden von Spanien wollten wir Obstbäume pflanzen, in Lagunen baden, in Tipis schlafen, Rohkostbrote in der Sonne trocknen und lernen, inmitten der Natur zu leben. In einem Jahr flogen wir 4 mal nach Andalusien und wieder zurück, um uns jedes Mal für einen Monat um unser Stück Land zu kümmern.

Der Traum vom Paradies

Vielleicht hätten wir uns das mal vorher überlegen sollen, vielleicht hatten wir unseren Traum vom Paradies zu sehr im Visier – Jetzt jedenfalls plagte uns das schlechte Gewissen. Wir wollten nicht mehr fliegen. Wo wir in unserem Alltag alles versuchten, unseren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, stiegen wir 4 mal im Jahr ins Flugzeug: NEIN! Wir konnten das nicht mehr mit unseren Idealen vereinen. Gleichzeitig wollten wir dort im ausgetrockneten Andalusien doch etwas Gutes für die Natur und die Welt tun, wenigstens einem kleinen Teil dieser ausgezehrten und ausgenutzten Region etwas zurückgeben. Es war eine schwere Entscheidung und ein Teil unseres Herzens wird für immer dort in der heißen Sonne, dem warmen Sand, am schutzspendenden Feuer und unter den leuchtenden Zitronenbäumen bleiben. 

Das Haus im Wald

Als wir unser Haus im Wald fanden, fühlten wir, dass das genau das war, was wir uns lange gewünscht hatten. Ein wirkliches zu Hause, bodenständig irgendwie, mit Perspektive, für Kinder und unsere Zukunft. Wir hatten das Gefühl, wirksam sein zu können. Wir haben immer wieder erfahren, dass wirksam und zu Hause zu sein uns in der eigenen Kultur doch wesentlich leichter fällt als in einem anderen Land. Letztendlich musste die Entscheidung auf unseren deutschen Wald fallen, und Spanien - Adé!

Lokal leben

Ich habe das Gefühl, ein Kind einer Generation zu sein, der immer alle Türen offen stehen. Wir können uns alles kaufen, alles sogar von zu Hause bestellen, an unserem PC sitzen und einen Flug ans andere Ende der Welt buchen. So bin ich durch die Welt gelaufen, bis jetzt. Nicht mehr ins Flugzeug zu steigen bedeutet für mich, nicht mehr flüchten zu können. Denn wann bin ich weit gereist? Wenn ich auf der Suche nach Antworten im Außen war, wenn ich dachte "einfach mal rauskommen", wenn mir zu Hause die Decke auf den Kopf fiel. Nicht mehr ins Flugzeug zu steigen bedeutet für mich, nicht vor mir selbst weglaufen zu können. Es bedeutet für mich nicht nur lokal einzukaufen, sondern lokal zu denken und zu leben.

Bewusster Verzicht

In fremden Kulturen und Ländern unterwegs zu sein, hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Auf Reisen lerne ich unendlich viel, entwickle mich weiter. Wäre ich überhaupt vegan, wenn ich nicht so viel gesehen hätte? Einmal über die Plastikplantagen in Andalusien zu fahren hat gereicht, damit ich nie wieder eine Nicht-bio-Paprika im Supermarkt anrühre.

Niemals könnte ich jemanden einen Vorwurf machen, der ins Flugzeug steigt, um die Welt zu sehen, Sonne zu tanken und Erfahrungen zu sammeln. Reisen ist so ein wichtiger Teil in unserem Leben. Aber wie können wir das schaffen, ohne der Welt so einen großen Schaden anzutun?

Neben all den Bekenntnissen zum Veganismus, weniger Plastikmüll, Heizen ohne Erdöl, zum bewussten Konsum und und und… ist es das Bekenntnis zum Nicht-Fliegen, das mir am Schwersten fällt.

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